Die „Heckenwirtschaft“ in Großohrenbronn

Die „Heckenwirtschaft“ in Großohrenbronn von Monika Schober


Die Anfänge
Das „Spalter Bräustüble“ Poststraße 18 in Großohrenbronn war wohl wesentlich bekannter als die „Heckenwirtschaft“. Eröffnet wurde sie im Oktober 1957 von der damals 27-jährigen Anni Durst. Der Bierlieferant war die Spalter Stadtbrauerei. Ihr Mann Karl Durst unterstützte sie vor allem an den Wochenenden von ihrem Mann Karl Durst und von ihren Eltern Richard und Babetta Marx.

Die Gaststätte
Die Wirtsstube wurde von der Brauerei mit 6 Tischen für je 10 Personen sowie einem runden Tisch an der Schanktheke vorne ausgestattet. Die Eckbank entlang der Außenmauern als auch die Stühle waren ohne Polsterung. Es gab lediglich lose Sitzkissen. Im rechten hinteren Bereich war eine Eckbanknische eingerichtet. Im Nebenzimmer fanden ca. 30 Personen Platz, so dass Feste wie Hochzeiten und Kommunionen ausgerichtet werden konnten

In den Sommermonaten verlagerte sich der Wirtschaftsbetrieb überwiegend auf die hinter dem Haus vorhandene, und über das Nebenzimmer zugängliche Terrasse und den Biergarten. Der Garten war von einer Fichtenhecke umfasst, daher stammt der Name: Heckenwirtschaft

Das Angebot
Außer kalten und warmen Getränken gab es stets Bratwürste und Vesper. Ab und zu wurde eine Schlachtschüssel abgehalten und natürlich im Oktober die Allerweltskirchweih gefeiert. Im Spätherbst gab es ein Fischessen wo die Karpfen aus dem eigenen Weiher auf den Tisch kamen.

Alle 14 Tage lieferte die Brauerei zwei kräftige Eimer marinierte Heringe, welche größtenteils über die Straße verkauft wurden.

Im Nebenzimmer hatte die Sparkasse einige Jahre lang eine Dienststelle eingerichtet. Am Freitagnachmittag und Samstagvormittag, als die Pendelarbeiter zu Hause waren, betreute der allseits bekannte Herr Neugebauer unterstützt von Rudi Grimm und Otto Schuldes ihre Kunden.

Wirtshausgeschichten
erzählt von der ehemaligen Wirtin
Ein Herrnschneider von Beruf, der gern täglicher Gast war, hat nebenher seine Privatkundschaft gefunden und beraten, so hatte er dadurch die Möglichkeit ein bescheidenes Taschengeld zuzuverdienen.

Ein Gast kreuzte gerne mit Filzschlappen auf, meist noch Klopapier in der Hosentasche, bestellte sich ein „Schnelles Bier“, während er seine Frau im Glauben ließ er säße so lange auf dem „Stillen Örtchen“. Es war ein Trockenklo außerhalb seines Hauses. Nicht selten jedoch blieb es nicht bei dem einen schnellen Bier und er kehrte erst spät in der Nacht nach Hause.

Ein anderer Stammgast aus der Nachbarschaft, genannt „Wulli“, holte zu vorgerückter Stunde ab und zu seine Gitarre um die sangeslustigen Mitzecher musikalisch zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde ein Stuhl auf den Stammtisch gestellt, worauf der Musikus sitzen musste. Er wurde zudem auch geschmückt mit Halstuch und Blumen und man hat ihm viel zu große Schuhe angezogen.

Wenn am Wochenende ein anderer Nachbar, „dr Beckn Richard“ mit seiner „Quetschn“ spielte war im Handumdrehen die ganze Wirtschaft voll.

Einmal kamen „Drei Köllner Jungs“ mit einem Auto, sie fragten die Wirtin nach ihrer Mutter, holten diese aus der Küche von ihrer Arbeit weg, trugen sie in die Wirtsstube, ließen sie hochleben und feierten bis in die Morgenstunden mit den Wirtsleuten. Es waren ehemalige Ferienkinder die nach dem Krieg in der Poststraße in Großohrenbronn untergebracht waren.

Wie ging es weiter?
1970 zum 1. Januar wurde die beliebte Wirtschaft nach über 12 Jahren Betrieb und zum großen Bedauern der Stammgäste geschlossen.

2001 verkaufte die ehemalige Wirtin das Anwesen und übersiedelte nach Feuchtwangen in ein neugebautes Reihenhaus; wo sie bis heute wohnt und ihren Lebensabend verbringt.